kkkAllianzvertrag zwischen dem Kaiser von Rußland Alexander I.,
dem Kaiser von Österreich Franz II. und dem König von Preußen Friedrich Wilhelm III.
["Heilige Allianz"]
Vom 26. September 1815.[1]
Im Namen der heiligen unteilbaren Dreieinigkeit!
Ihre Majestäten der Kaiser von Österreich, der König von
Preußen und der Kaiser von Rußland haben durch die großen Ereignisse, die Europa die
letzten drei Jahre erfüllt haben, und besonders durch die Wohltaten, die die göttliche
Vorsehung über die Staaten ausgegossen hat, deren Regierungen ihr Vertrauen und ihre
Hoffnungen auf sie allein gesetzt haben, die innere Überzeugung gewonnen, daß es
notwendig ist, ihre gegenseitigen Beziehungen auf die erhabenen Wahrheiten zu begründen,
die die unvergängliche Religion des göttlichen Erlösers lehrt.
Sie erklären daher feierlich, daß die gegenwärtige Vereinbarung lediglich den
Zweck hat, vor aller Welt ihren unerschütterlichen Entschluß zu bekunden, als die
Richtschnur ihres Verhaltens in der inneren Verwaltung ihrer Staaten sowohl als
auch in den politischen Beziehungen zu jeder anderen Regierung allein die Gebote dieser
heiligen Religion anzusehen, Gebote der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens, .
. . damit sie den menschlichen Einrichtungen Dauer verleihen und ihre
Unvollkommenheiten abhelfen.
Daher haben Ihre Majestäten folgende Artikel vereinbart:
Art. I. Entsprechend den Worten der heiligen Schrift, die alle
Menschen sich wie Brüder zu betrachten heißen, werden die drei kontrahierenden Monarchen
vereint bleiben durch die Bande einer wahren und unauflöslichen Brüderlichkeit, indem
sie sich als Landleute betrachten; sie werden sich bei jeder Gelegenheit und an jedem
Orte Beistand und Hilfe gewähren; indem sie ihren Untertanen und Herren gegenüber
sich als Familienväter betrachten, werden sie diese in demselben Geiste von
Brüderlichkeit regieren, von dem sie erfüllt sind, um Religion, Frieden und
Gerechtigkeit zu schirmen.
Art. II. Infolgedessen wird der einzige Grundsatz, sei es
zwischen den genannten Regierungen, sei es zwischen ihren Untertanen, der sein, sich
wechselseitig Dienste zu leisten, durch ein unveränderliches Wohlwollen die gegenseitige
Zuneigung zu bezeugen, von der sie beseelt sein sollen, sich insgesamt nur
als Glieder ein und derselben christlichen Nation zu betrachten. Die drei alliierten
Fürsten sehen sich selbst nur an als Beauftragte der Vorsehung, um drei Zweige ein und
derselben Familie zu leiten, nämlich Österreich, Preußen und Rußland, und bekennen
dadurch, daß die christliche Nation . . . in Wahrheit keinen anderen Herrn hat, als
. . . Gott, unsern göttlichen Erlöser Jesus Christus, das Wort des Allerhöchsten, das
Wort des Lebens. Ihre Majestäten empfehlen daher mit der zartesten Sorge ihren
Völkern als einziges Mittel diesen Frieden zu genießen, . . . sich
täglich mehr zu befestigen in den Grundsätzen und der Übung der Pflichten,
die der göttliche Erlöser die Menschen gelehrt hat.
Art. III. Alle Mächte, die feierlich diese geheiligten
Grundsätze bekennen . . . und anerkennen werden, wie wichtig es für das Glück der zu
lange erschütterten Nationen ist, daß diese Wahrheiten künftig auf die
menschlichen Schicksale den ganzen Einfluß ausüben, der ihnen gebührt, werden
mit ebensoviel Eifer als Gunst in diese Heilige Allianz aufgenommen werden.[2]
Dreifach gegeben und gezeichnet zu Paris im Jahre des Heils 1815, den 14./26.
September.
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Franz. Friedrich Wilhelm.
Alexander.
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